Einige Manipulationsmöglichkeiten bei Online-Umfragen
Immer öfter wird via E-Mail, der Fachpresse oder den sozialen Medien dazu aufgefordert, an Online-Umfragen teilzunehmen. Bei X kann beispielsweise jeder Nutzer eigene Umfragen mit mehreren Antwortmöglichkeiten starten, die die Meinungen derjenigen widerspiegelt, die darauf aufmerksam werden und die bereit sind, daran genau einmal teilzunehmen. Es liegt auf der Hand, dass diese Umfragen niemals die Stimmung der Grundgesamtheit, z.B. alle deutschen Wahlberechtigten, repräsentativ wiedergeben, weil nicht jeder Wahlberechtigte die gleiche Chance hat und auch noch willens ist, diese Umfragen zu beantworten. Die Umfrageergebnisse gelten deshalb nur für genau diese Stichprobe der tatsächlichen Teilnehmer.
Wie kann eine Online-Umfrage manipuliert werden?
Die Umfrage wird mit ausgewählten Personen gemacht, bei denen man genauer weiß, dass sie wahrscheinlich mit der Intention der Umfrage übereinstimmen. Die Gewohnheiten der Personen sind bereits aus zurückliegenden Umfragen oder Kontakten bekannt (u.a. Panel-Anbieter).
Die Umfrage wird über "wohlwollende" Kommunikationswege zur Verfügung gestellt (u.a. Mailinglisten, Online-Auftritt von Zeitschriften und Zeitungen (wie bei Civey oder YouGov)).
Die Umfrage wird beliebig oft von ein und derselben Person beantwortet, um der eigenen Meinung mehr Gewicht in den Ergebnissen zu verschaffen (Unipark, LimeSurvey, SurveyMonkey, Website-Polls ohne Authentifizierung u.a.). [1][2]
Die Umfrage wird in bestimmten Gruppen über SocialMedia oder Messenger-Dienste - i.d.R. verbunden mit einem Aufruf zur gruppenkonformen Beantwortung - verbreitet, um der Gruppenmeinung mehr Nachdruck zu verleihen.
Die Umfrage wird automatisiert beantwortet, um bestimmten Meinungen hoch signifikant mehr Gewicht zu verleihen. [1][2]
Anmerkungen:
[1]: Umfragen-Anbieter wie Unipark, LimeSurvey oder SurveyMonkey versuchen durch das Setzen von Cookies ein mehrmaliges Beantworten zu unterbinden. Durch das Löschen der entsprechenden Cookies nach jeder Teilnahme kann dieser Schutzmechanismus ausgehebelt werden. Alternativ können auch verschiedene Webbrowser oder Endgeräte verwendet werden.
[2]: Die Erstellung eines Scripts, das die Umfrage automatisiert beantwortet, setzt u.a. die Verwendung von WebScraping-Techniken voraus. Zu beachten ist, dass bei der Auswertung der Umfrage i.d.R. Plausibilitätstests zum Einsatz kommen, um Straightlining (zu wenig Varianz in den Antworten), Aufmerksamkeit des Teilnehmers (Zeit zum Lesen der Frage, interaktive Eingabe einer vorgegebenen Antwort,...) oder Konsistenz in der Beantwortung von gleichlautenden Fragen an verschiedenen Stellen im Verlauf der Befragung zu überprüfen.